Kurioses Sterbeverbot in Lanjarón: Wenn kein Platz mehr bleibt
Im südspanischen Ort Lanjarón in Andalusien, bekannt für sein heilendes Mineralwasser und spa-liebende Touristen, gilt seit dem Jahr 1999 ein ungewöhnliches Verbot: Niemand darf innerhalb der Ortsgrenzen sterben. Was zunächst wie ein schlechter Scherz klingt, hat einen ernsten Hintergrund – es gibt schlicht keinen Platz mehr auf dem Friedhof.
Mit rund 3600 Einwohnern steht Lanjarón seit Jahrzehnten vor einem infrastrukturellen Problem. Der einzige Friedhof des Dorfes ist restlos belegt, und alle Versuche, ihn zu erweitern oder ein neues Gelände zu erschliessen, scheiterten an behördlichen Hürden.
Ein kreativer PR-Schachzug mit ernster Botschaft
Um auf die missliche Lage aufmerksam zu machen, griff der damalige Bürgermeister José Rubio zu einer ungewöhnlichen Maßnahme: Er verbot das Sterben – zumindest symbolisch. In seiner Mitteilung erklärte er: „Es ist hiermit verboten, in Lanjarón zu sterben.“ Ziel war es, die Behörden und die Öffentlichkeit auf das Problem aufmerksam zu machen. Und das gelang – die Nachricht ging international durch die Medien.
Der Erlass war natürlich rechtlich nicht bindend. Aber in Rubio’s Worten wurden die Bewohner dazu „ermutigt, gesund zu bleiben – rein aus bürokratischen Gründen“. Die Reaktion der Bevölkerung? Gelassenheit und Humor. Statt Protest erntete der Bürgermeister eher Zustimmung und Lacher.
Lanjarón ist kein Einzelfall
Lanjarón ist nicht die einzige Gemeinde in Europa, die sich mit einem Friedhofsproblem herumschlagen muss. Andere Orte griffen ebenfalls zu symbolisch kreativen Maßnahmen:
- Sarpourenx in Frankreich: 2008 durfte nur noch sterben, wer bereits ein Grab hatte – auch hier war der Friedhof voll.
- Sellia in Süditalien: 2015 wurde das Krankwerden und Sterben „verboten“, um die Einwohner zur Vorsorge zu motivieren und das Dorf zu erhalten.
Und heute? Keine Lösung in Sicht
Auch im Jahr 2025 gibt es in Lanjarón nur einen Friedhof. An einer endgültigen Lösung mangelt es weiterhin. Das Symbol bleibt bestehen – als Mahnung und als skurriles Denkmal für fehlende Infrastruktur und städteplanerische Probleme.
Fazit
Was humorvoll beginnt, legt echte Probleme offen: Lanjaróns Sterbeverbot zeigt, wie Gemeinden unter demografischem Druck und fehlenden Planungsressourcen leiden. Wenn praktische Lösungen ausbleiben, sind kreative Maßnahmen gefragt – auch wenn sie das Unvermeidliche ins scheinbar Absurde lenken.